Wir möchten Ihnen die Geschichte vom kleinen Rico erzählen:

Im Oktober 2009 kamen noch einmal – rechtzeitig vor dem Winter – einige Vermittlungshunde von Kreta nach Deutschland.

In Kreta dauert die Touristensaison von den Oster- bis zu den Herbstferien. Solange Gäste im Land sind, werden die freilaufenden Hunde gerade so in den Touristenorten „geduldet“. Danach aber werden die Streunertiere jedoch gnadenlos gejagt und brutal getötet, ungeachtet ihrer Verfassung oder ihres Alters.

Im Winter haben daher die dort verbleibenden Tiere, die nicht das Glück haben, bei Tierfreunden aufgenommen worden zu sein, so gut wie keine Überlebenschance, und gerade für Welpen ist diese Zeit das sichere Todesurteil.

Um so schöner war es, dass wir Ende Oktober 2009 noch einmal Hunde aus Kreta erhalten konnten. Auch Rico gehörte zu den Glückspilzen, die noch kurz vor Ende der Saison ihrer Heimat entkommen und in ein warmes, sicheres Zuhause umziehen durften.

Rico war ein kleiner, brauner, wuscheliger Welpe, ca. 3 Monate alt, der ein bisschen nach Labrador, aber auch ein bisschen nach Münsterländer-Mix aussah.

Am 30. Oktober fand Rico ein Zuhause bei einer Familie, die gerade erst ihren geliebten Hund verloren hatte. Rico durfte in ein Haus im wunderschönen Weserbergland ziehen, umgeben von der Natur – Wald, Wiesen, Hügeln und Bächen.

Das schönste aber war, dass die Familie ihn mit viel Liebe aufnahm und voll in ihr Herz schloss. Rico, anfangs noch schüchtern und mit wenig Selbstvertrauen, der sich beim Futtern immer ängstlich umblickte und es kaum zu fassen schien, dass er eine Futterschüssel ganz für sich allein hatte! – wuchs heran und entwickelte sich zu einem außergewöhnlich schönen, prächtigen und auch selbstbewussten Münsterländer-Mix in herrlichem Schokoladenbraun, der sehr genau zu wissen schien, wie besonders hübsch er war. Er trug seine Rute, die mittlerweile prächtig wie der Stab eines Zeremonienmeisters geworden war – so erhaben, und er schaute so tief, voller Vertrauen und Würde in die Kamera – dass man bereits erkennt, wie voller Liebe dieses Tier seinen Platz mitten in der Familie eingenommen hatte. Rico war das geborene Model. Man sieht ihm an, wie viel Freude er an den Fotos hat, die von ihm gemacht wurden, oder?

Es kommt einem aber auch so vor, als wolle er seinen Menschen sagen: Schaut mich genau an und bewahrt diesen Augenblick in Euren Herzen….

Sein Hundeleben verlief so, wie es besser nicht sein konnte: Er genoss ausgiebige Spaziergänge mit seinen Menschen, verliebte sich sogar, schleppte zahlreiche Stöckchen (sein Lieblingsspielzeug) mit in den heimischen Garten. Er entdeckte, wie toll Wasser ist und wie herrlich man darin plantschen kann. Sein erster Schnee im Jahr 2010 wurde mit viel Spielfreude entdeckt und begeistert durchtobt.

Zuhause gab es viele kuschelige Plätze, z.B. einen herrlichen Sessel direkt vor dem Kamin, den er genüsslich in Beschlag nahm. Vor allem aber: Seine Menschen liebten ihn, er wurde ausgiebig geschmust, es war immer jemand für ihn da und er durfte umgekehrt seine Menschen dafür abgöttisch lieben!

Kann ein Hundeleben schöner sein?

Als Rico ein Jahr alt war, wurde, wie empfohlen, ein routinemäßiger Leishmaniose-Test bei ihm durchgeführt und – obwohl bis dahin vollkommen symptomfrei – eine Leishmaniose bei ihm festgestellt.

Nun erklärte sich auch eine kleine Stelle an Ricos hübscher Nase – vermutlich der Einstich der Mücke. Diese Stelle war immer etwas hell und kahl geblieben. Sandmücken, die Überträger der Leishmaniose, bevorzugen den Bereich um die Nase für ihren Einstich.

Nun folgt der traurige Teil der Geschichte:

Obwohl Rico in guter tierärztlicher Behandlung war, verschlechterte sich sein Zustand in kurzer Zeit ganz rapide. Wir möchten hier seine Leidensgeschichte nicht in allen Einzelheiten erzählen, da dies einfach für viele Menschen, vor allem Ricos Familie, zu kummervoll wäre…

Jedoch kam es bei Rico zu einem außergewöhnlich schlimmen Verlauf dieser Erkrankung, die in seinem Fall ausschließlich die inneren Organe betraf. Nach Weihnachten wurden u.a. wegen schlimmer Durchfälle erneut Labor- und andere Untersuchungen durchgeführt, und da kam das vernichtende Urteil:

Rico war nicht mehr zu retten. Die Erkrankung hatte in Ricos Fall den schlimmsten Verlauf genommen, der überhaupt denkbar ist.

Wir wünschten, die Geschichte von Rico hätte ein Happy end, das wir hier erzählen dürften. Aber leider musste Rico am 06.01.2011 viel zu früh von dieser Welt fortgehen. An der Regenbogenbrücke wartet er nun auf seine Menschen.

Jeder, der sein Tier liebt, weiß, wie seine Familie unter dem Verlust leidet und wird an dieser Stelle von Herzen mitfühlen!

Dies ist eine Schattenseite der Tiervermittlung aus dem Ausland. Wir sind sehr traurig und nehmen Abschied von diesem besonderen kleinen Hund, der trotz seines leider viel zu kurzen Lebens doch sehr viel Glück erfahren durfte. Rico lebte – wie jeder Hund – im Hier und Jetzt! Und Dank der Tierliebe seiner Menschen hatte er ein schönes Hier und Jetzt: In Sicherheit, mit viel Liebe und allem, was ein kleines Hundeherz glücklich macht. Dieses Glück hätte er nicht erfahren, wenn er nicht – Ende Oktober 2009 – nach Deutschland hätte reisen dürfen

Dafür danken wir besonders Ricos Familie. Wir denken an sie – und auch an andere Menschen, die hier mitlesen und ihr geliebtes Tier vielleicht an eine der tückischsten Mittelmeererkrankungen verloren haben.

Wir haben bisher knapp 170 Tiere in Not vermitteln dürfen. Davon haben wir zwei an eine der gefürchtetsten Mittelmeererkrankungen verloren. Einer davon ist Rico.

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